Dienstag, 10. Mai 2011

Literatur in der Presse

Die Angst vor der digitalen Nacktheit

... so schrieb am 06.05.2011 Burkhard Spinnen in Weltonline... ja, diese Angst gibt es auch bei mir. Nicht umsonst habe ich mich der Online Kampanie "I pledge to read the printed Word" angeschlossen. Kindle & Co brechen der Bibliophilin das Herz. Aber noch, und ich kann hoffen das es bis an mein Lebensende so bleibt, gibt es gedruckte Bücher, die mit ihren Lese- und Produktionskrankheiten lebendiger sind als ein digitales Stück Festplattenspeicher.

Lesekrankheiten, das sind gebrochene Rücken, Flecken auf den Seiten von Schokolade und Staub auf dem Schnitt. Der Gilb der Zeit, der an einem Medium des Wissens und der Kultur frisst, meinen Büchern, die mich schon lange begleiten und zu Herzstücken meiner selbst geworden sind. Sie altern mit mir... digitalen Medien fehlt diese Form von Charakter, die ich auch beobachten kann, wenn Mr. Gecko seine Vinyl-Platten hegt und pflegt. Diese Schallplatten standen zum Teil schon bereit endgültig in den Müll zu wandern, aber wir entdeckten rechtzeitig, das dieses Medium seine unschlagbaren Vorteile hat. Es ist groß und üppig, die Cover sind zum Teil echte Klassiker und innen drin kann man so manches absonderliche finden... manchmal lesen wie in einem Buch. Das ist wundervoll und genial und es bereitet einem nicht unbedingt Unbehagen wenn das Lieblingslied vom vielen abspielen knarzt und knackt. Das ist Lagerfeuerromantik pur. Werden CDs zu alt machen sie statt Romantik Technogeknatter... das ist nicht schön, das ist grausam. Und mp3? Wenn die irgendwann nicht mehr wollen, braucht man wieder einen neuen Player, der mit dem neuen digitalen und unsichtbaren Format umgehen kann. Aber digitale Musik hat mit ihrer Klangperfektion auch oft etwas staubfreies und klinisches. Das ist mit Platten nicht so... und ebenso sehe ich es mit dem digitalen Buch vs. der Papierausgabe



Über die Produktionskrankheiten moderner Bücher lässt Herr Spinnen sich auch aus und auch da kann ich seinen Beitrag nur unterschreiben. Umschlaggestaltung ist nur mehr ein Werbezirkus und ein jeder Büchernarr lässt sich gerne über die schrecklichsten Cover in seinen Regalen aus...

Mal ein paar Schmanckerl einer Fantasyleserin:
© blanvalet
© bastei-lübbe
Nicht schön, nein, eigentlich abschreckend, zumindest meinen Geschmack nicht entsprechend. Aber damit kann ich leben. Dafür sind es immer noch Bücher. Sie riechen nach Papier und mir... ich bin da irgendwie ein bisschen Hund. Ich markiere gerne mein Revier. Nein, ich mache in meine Bücher kein Pipi, aber wenn sie mich wirklich fesseln, dann müssen sie überall mit hin, ins Bad zur Sitzung oder in die Wanne, in die Handtasche... Da werden sie bestupst und belebt. Ja und geliebt und für ihre Hässlichkeit verabscheut werden sie auch. Aber das macht das Leben mit Büchern eben aus. Es ist mehr als Lesen...
Das man seine Bücher nicht nach dem Deckblatt beurteilen sollte ist eine alte Weisheit, sie sich sicherlich nicht nur die Briten zu eigen gemacht haben. Einheits-Bestseller-Nachahmungs-Cover und Cover-Des-Schlechten-Geschmacks sind leider Alltag für den Buchliebhaber... und ich gebe es zu, bei Hardcovern ist schon mal das ein oder andere Schutzumschlagblatt im Müll gelandet. Eine Wahl die man bei Taschenbüchern leider nicht hat... und ja, das Autoren nicht selbst entscheiden dürfen ist eine Schande.

Glücklicherweise gibt es auch Konzepte in der Buchgestaltung, die darin eine Ausnahme bilden. Seien es die wunderbaren Bücher von Walter Moers, wo sogar noch das Lesebändchen eine Aussage, passend zum Buch, trägt... oder auch die alten Bücher von Terry Pratchett deren Gestaltung durch Josh Kirby und Paul Kidby Kult ist und bleibt, nicht unbedingt schön aber einmalig und damit Kunst. Wie gut, dass ich nicht auf die Neuauflagen von Manhattan angewiesen bin.

Diese ganze Kontroverse, ob ein Cover gut oder schlecht ist, wird sich erledigen, wenn man nur noch auf die digitalen Werke umstellen sollte. Damit ginge in meinen Augen auch die Kunst am Buch zu Ende... Ein Buch ist, keine Frage, so gut wie sein Inhalt. Aber das ganze drumherum hat auch seinen Wert, und sollte für Verlage wieder viel wichtiger werden, zumal der Umsatz auf dem Buchmarkt zur Zeit nicht gerade der schlechteste ist.

Zuletzt aber bleibt, ein hässliches Buch ist mir lieber als gar kein Buch. Deshalb:

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